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Klein, fein und sehr anspruchsvoll

Klein, fein und sehr anspruchsvoll

Klein, fein und sehr anspruchsvoll

Er ist erst dreiundzwanzig und schon Besitzer eines Skigebiets: Mathias Metzler, hauptberuflich Servicetechniker für Pistengeräte und Landmaschinen, hat vor zwei Jahren das Familienskigebiet Haldenlifte über Schwarzenberg übernommen. Jetzt hat sein Tag im Winter bis zu 16 Arbeitsstunden und lebt von der Hoffnung auf Schnee.

Skierlebnis wie anno dazumal: An den Haldenliften oberhalb von Schwarzenberg konnte man das noch erleben: eine breite Piste und ein langer Schlepplift, der sich zwischen Fichten und wettergegerbten Heustadeln den Hang hinaufwindet. Dazu ein Babylift, eine Abfahrt bis ins Dorf und ein Rundumblick von der Kanisfluh bis zum Hochhäderich.

Als der langjährige Besitzer Florian Berchtold beschloss, in Pension zu gehen, standen die Haldenlifte vor dem Aus – wäre da nicht Mathias Metzler gewesen: 2020 übernahm der dreiundzwanzigjährige Schwarzenberger das kleine Familienskigebiet. So konnte 2021 das fünfzigjährige Betriebsjubiläum gefeiert werden. Schon als Bub war der heutige Besitzer in jeder freien Minute die Pisten der Haldenlifte hinuntergeflitzt, packte mit an und durfte auf der Pistenraupe mitfahren. Während seiner Lehre als Fahrzeugmechaniker und Hydrauliktechniker half er bei der Liftrevision im Herbst und beim Service der Pistenraupen. Als Berchtold ihn fragte, ob er die Haldenlifte nicht selbst übernehmen möchte, schlug Mathias schließlich ein: „Mehr als schiefgehen kann es ja nicht!“

Im Herbst 2020 absolvierte er die Betriebsleiterprüfung für Liftanlagen und meisterte anschließend seine erste erfolgreiche Wintersaison. Das Vorhaben scheint wagemutig, doch Metzlers umfangreiches Knowhow gibt ihm Sicherheit: Nach der Lehre war er drei Jahre lang als Mechaniker für die Pistengeräte der Skigebiete Diedamskopf, Warth und Jöchelspitze im Lechtal zuständig. Heute ist er hauptberuflich für den Vorarlberger Vertragspartner der Firma Kässbohrer als Servicetechniker für Pistengeräte und Landmaschinen im Einsatz.

War es vielleicht gar nicht das Skifahren, sondern seine Leidenschaft für Pistenraupen, die ihn zum Liftbesitzer gemacht hat? Mathias grinst spitzbübisch und schweigt. An den Haldenliften ist Saison, wenn Schnee liegt – sei das Ende November oder Mitte April. Ihre überschaubare Größe macht die Haldenlifte zu einem idealen Skigebiet für Familien und Kinder: „Heim von der Schule, ab an den Skilift: Was damals mein Leben war, ist hier für die Kinder noch immer möglich!“ Skibetrieb ist mittwochnachmittags und an Wochenenden. „Mittwochs haben die Kinder nachmittags schulfrei, außerdem kommen die Bregenzerwälder Skiclubs, um zu trainieren.“ Letztere schätzen das Mini-Skigebiet sehr, weil die Piste ziemlich anspruchsvoll ist: 1987 fand hier sogar ein Ski-Weltcup-Rennen statt. An den Wochenenden kommen all jene, die das Besondere suchen.

„Wir sind ein Geheimtipp, nicht nur für Einheimische. Auch aus Deutschland und der Schweiz kommen viele Schleppliftfans zu uns.“ Bis zu fünf Leute beschäftigt Mathias während der Saison, auch die ganze Familie packt mit an. Sein Arbeitstag dauert oft mehr als 16 Stunden: Hat es nachts geschneit, ist er schon um fünf Uhr morgens mit der Pistenraupe unterwegs, um die Abfahrt bis hinunter ins Dorfzentrum zu präparieren. Um neun Uhr ist Betriebsbeginn, dann ist Mathias überall dort im Einsatz, wo man ihn gerade braucht. Mit Einbruch der Dunkelheit endet der Skitag nur für die Gäste, denn nun muss die Piste für den kommenden Tag präpariert werden. Und wenn nachts die Schneekanone läuft, ist Mathias alle zwei Stunden auf den Beinen, um am Hang nach dem Rechten zu sehen: „Wenn etwas kaputtgeht und die Leitungen gefrieren, habe ich am Morgen einen Haufen Eis – und ein Riesenproblem!“

Seit ihrem ersten Tag im Jahr 1971 stehen die Haldenschlepplifte als private Gesellschaft auf eigenen Beinen. Zwanzig Öffnungstage mit je 1.000 Fahrten braucht es pro Saison, damit der Betrieb kostendeckend ist. Die Gemeinde Schwarzenberg unterstützt Mathias, indem sie die Dienstbarkeiten, also die Bezahlung für die Überfahrtsrechte an die verschiedenen Grundbesitzer, übernimmt. Alles andere wie Reparaturen, Revisionen und Pistenpflege macht Mathias selbst. Sein Wissen, seine praktischen Kenntnisse und seine schier unerschöpfliche Energie sind die Grundvoraussetzung dafür, dass das Projekt Haldenlifte überhaupt umsetzbar ist. Der entscheidende Faktor jedoch ist die Schneelage: „Wenn es genug Schnee hat, komme ich gut über die Runden. Doch zwischen November und April bestimmt nichts mein Leben so sehr wie der Schnee: Ob er kommt, ob er geht, wie lange er bleibt. Das Schicksal der Haldenlifte hängt am Wetter, daran ist nicht zu rütteln.“

Autorin: Babette Karner
Reisemagazin Ausgabe: Winter 2022-23